Auf Grund der aktuellen Lage drohte ein ganz besonderes Jubiläum unterzugehen. Am 3. Oktober jährte sich die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands zum dreißigsten Mal. Vorausgegangen war diesem historischen Ereignis die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR von 1989/1990. Die übergroße Mehrheit der Menschen in der ehemaligen DDR wollten nicht länger in Unfreiheit leben. Sie wollten Freiheit genießen und brachten das DDR-Unrechtsregime zu Fall. Eine unglaubliche Leistung, die viel Mut erforderte. Niemand wusste, ob diese Revolution friedlich bleiben oder einen blutigen Verlauf, wie in anderen Ländern, nehmen würde. Auf der anderen Seite des antifaschistischen Schutzwalls, so die offizielle Bezeichnung der Mauer und des gnadenlosen Grenzregimes, welches die eigenen Bürger einsperrte, eine CDU, die die Idee der Wiedervereinigung nie aufgegeben hat. Während andere Parteien die deutsche Teilung für sich akzeptiert hatten, war dies bei der CDU und CSU nie der Fall. Der damalige Bundeskanzler und CDU-Bundesvorsitzende Dr. Helmut Kohl erkannte die Zeichen der Zeit und mit seinen Initiativen, wie dem bekannten Zehn-Punkte-Programm vom 28. November 1989, gab er immer wieder Impulse auf dem Weg zur Deutschen Einheit. Neue Dynamik bekam der Prozess als die Allianz für Deutschland, mit der CDU in der Führungsrolle, die letzten und einzigen freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 für sich entscheiden konnte. Es gab so viele wichtige Meilensteine bis zum 3. Oktober 1990. Genannt seien hier nur die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, die zum 1. Juli 1990 in Kraft trat. Oder der Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der BRD und der DDR auf der einen Seite und Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion auf der anderen Seite, der am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet wurde. Nicht zuletzt der Einigungsvertrag, der am 31. August 1990 unterzeichnet wurde. Viele Menschen starteten mit großer Hoffnung in das neue Leben nach der Wiedervereinigung. Bei sehr vielen wurde diese auch erfüllt. Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass viele enttäuscht wurden. Vermeintliche Sicherheiten und Beziehungsnetzwerke fielen weg. Angekommen in der Realität, waren viele Unternehmen nicht mehr überlebensfähig. Teilweise brachen Märkte komplett weg und es gab auch Fälle von Wirtschaftskriminalität. Es gibt wohl kaum jemanden, der mit dem Thema Arbeitslosigkeit in seinem Familien- und Freundeskreis nicht betroffen war. Gleichzeitig mussten staatliche Strukturen neu aufgebaut werden, gerade auf der Ebene der Kommunen. Das wahre Ausmaß der Umweltschäden auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurde deutlich. Nachdem die Euphorie der Wiedervereinigung verflogen war, wurde deutlich, vor welcher Mammutaufgabe unser geeintes Deutschland und seine Menschen standen. Viele machten sich auf den Weg, um woanders ihr Auskommen zu finden. Andere starteten „ihr“ Projekt hier vor Ort. Dazu gehörten auch viele aus den „alten“ Bundesländern, so wie der Chefredakteur des Elbkuriers Wilfried Köhler, der hier mit seiner Familie eine neue Heimat fand. Es ist sicher nicht alles gelungen, aber wenn man die Aufbauleistung betrachtet, kann man nur stolz darauf sein. Die Menschen in unserem Land haben mit eigener Leistung, mit Kreativität und dem Mut Neues zu wagen vieles positiv verändert oder geschaffen. Vielfältige Unterstützung und unterschiedlichste Förderprogramme haben sie dabei unterstützt. Und wer daran zweifelt, dass wir tatsächlich blühende Landschaften haben, dem sei ein Spaziergang durch den Elbauenpark, dem Gelände der Bundesgartenschau von 1999, empfohlen. Aus einem verseuchten Militärgelände wurde ein Ort der Erholung und der Natur. Wir sind ein lebendiger Wirtschafts-, Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftsstandort. Aber es gibt immer noch Defizite, wie sie auch im Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2020 benannt werden. Dazu gehört, dass die Menschen in den „neuen“ Bundesländern im Durchschnitt weniger verdienen als der Bundesdurchschnitt und gleichzeitig die Armutsrisiken deutlich stärker vorhanden sind. Solche Unterschiede gibt es aber genauso zwischen zum Beispiel Bremen und Bayern. Das ändert aber nichts an der politischen Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Unterschiede immer kleiner werden. Auch ist es noch ein langer Weg, bis wir die „Mauer“ in den Köpfen endgültig überwunden haben. Wir können stolz auf unser Sachsen-Anhalt sein. Eine aktuelle Umfrage der CDU-Landtagsfraktion ergab, dass 85 Prozent der Menschen in unserem Land gerne hier leben. Eine Steigerung um 10 Prozent gegenüber 2010. Und sie haben allen Grund dazu. Zu einer ehrlichen Bilanz drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gehört es genauso, die bestehenden Probleme zu benennen, aber auch die erzielten Erfolge zu würdigen. An dieser Stelle auch ein Gruß und ein Dank an unsere Braunschweiger Unionsfreunde, die uns immer wieder als CDU Magdeburg unterstützt haben und denen wir freundschaftlich verbunden sind. Schlussendlich bin ich sehr dankbar, dass meine Kinder die deutsche Teilung nur aus ihren Geschichtsbüchern und von der Besichtigung historischer Gedenkstätten kennenlernen werden. Für uns als Magdeburger CDU kann ich eines ganz klar sagen, für uns sind 30 Jahre Wiedervereinigung ein Grund zum Feiern!