Bildung und Wissenschaft
II. 
Bildung, Forschung, Zukunft für Magdeburg

Schulische Bildung ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Stadt und Land. Die PISA-Studie bescheinigt uns einen Aufholprozess, den wir fortsetzen müssen.

Schullandschaft optimieren

Unsere zweigliedrige Schulstruktur - Sekundarschule, Gymnasium - hat sich bewährt, sie muss jedoch durchlässiger und flexibler werden. Bei der Qualität vorschulischer Bildungsangebote im Kindergarten und beim Aufbau der Ganztagsschulen wollen wir landesweit an die Spitze. Wir wollen den Wettbewerb, den wir heute schon unter den Kindergärten haben, auf die Schulen übertragen. Mit diesem Ziel sollen die Schuleinzugsbereiche auch der Grundschulen und Sekundarschulen geöffnet werden. Dann können die Eltern im Rahmen der Schullaufbahnempfehlung den besten Lernort für ihr Kind frei auswählen und der Wettbewerb um das beste schulische Angebot wird gestärkt.

Wir wollen die Bildungsreformen unserer Landesregierung durch attraktive Lernorte unterstützen. Schnellstmöglich muss daher die Sanierung aller Schulgebäude, deren Bestand gesichert ist, abgeschlossen werden. Mit diesem Ziel wollen wir die Schulentwicklungsplanung so weiterentwickeln, dass Magdeburg so viel Fördermittel wie möglich für den Schulbau einwerben kann. Gerade die Sekundarschulen müssen gestärkt werden, damit sie als gleichberechtigte, berufsorientierte Alternative zu den Gymnasien wahrgenommen werden. Alle öffentlichen Schulen müssen darüber hinaus ein vergleichbar gutes Ausstattungsniveau erreichen. 

Schon heute stellen sich die Freien Schulen in Magdeburg dem Wettbewerb - mit hervorragenden Resultaten. Wer in Magdeburg eine Freie Schule führt, erweitern oder neu gründen will, muss hier optimale Rahmenbedingungen finden. Weitere Gründungen freier Schulen, insbesondere Sekundarschulen, werden wir unterstützen. Wir setzen auf einen fairen Wettbewerb freier und öffentlicher Schulen.

Bei der Vermittlung und Förderung des Verständnisses unserer eigenen Geschichte sehen wir Defizite. Gerade in der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit können wir Verweigerungen und Gleichgültigkeit nicht tolerieren. Als einen Beitrag zu einem ehrlichen und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Geschichte wollen wir sicherstellen, dass alle Magdeburger Schüler mindestens ein Mal die Gedenkstätte Moritzplatz besuchen.

Eine überregionale Strahlkraft haben die berufsbildenden Schulen in Magdeburg. Alle vier vorhandenen Berufsschulen sollen erhalten bleiben. Mit zunehmendem Fachkräftemangel kommt ihrer Qualität und Leistungsfähigkeit eine wachsende Bedeutung zu. Denn für den Wirtschaftsstandort Magdeburg hängt viel davon ab, ob qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Darum müssen wir gemeinsam mit der Wirtschaft sicherstellen, dass in Magdeburg auch weiterhin jeder ausbildungswillige Jugendliche einen Ausbildungsplatz findet und darüber hinaus junge Auszubildende und Fachkräfte aus anderen Regionen Sachsen-Anhalts und Deutschlands zu uns kommen. Gerade die Sekundarschulen brauchen den intensiven, kontinuierlichen Austausch mit den Magdeburger Unternehmen. Jeder Magdeburger Schüler soll mindestens ein Betriebspraktikum absolvieren. Eine von der Stadtverwaltung einzurichtende Praktikumsbörse, die Schulen und Unternehmen zusammenführt, soll dies sicherstellen.

Mit dem Umzug der städtischen Volkshochschule haben sich die Unterrichtsbedingungen wesentlich verbessert. Die städtische Volkshochschule soll in ihrem Bestand gesichert werden, da sie eine wichtige Funktion für alle Bevölkerungsgruppen erfüllt und vor allem im Hinblick auf die zunehmende Zahl an Senioren an Bedeutung gewinnen wird.

Festhalten wollen wir an der großen Anzahl von spezialisierten Bildungseinrichtungen in verschiedenster Trägerschaft, die das Angebot in der Fort- und Weiterbildung in Magdeburg vergrößern und die Stadt in ihrer zentralen Rolle für das Umland stärken.

Mehr Freiraum für Lehre, Forschung und Existenzgründer

Die Otto-von-Guericke-Universität und die Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) zählen gemeinsam mit den zahlreichen außeruniversitären und privatwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zu den größten Potenzialen für eine gute Zukunft unserer Stadt. Diese Potenziale müssen sich noch unabhängiger von staatlicher Lenkung entwickeln. Gegenüber dem Landesgesetzgeber wollen wir daher die Magdeburger Hochschulen als Modellstandorte für mehr Autonomie empfehlen.

Die Medizinausbildung und die medizinische Fakultät bilden weiterhin einen festen Bestandteil der Otto-von-Guericke-Universität und sollen auch als Zentrum der medizinischen Maximalversorgung entwickelt werden. Das Profil der Fakultät soll zukünftig mit der medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität abgestimmt werden, damit beide Fakultäten kooperativ medizinische Forschung und Lehre auf höchstem Niveau anbieten können.

Ein wichtiges Aufgabenfeld bleibt auch die Vernetzung von Hochschulen, außeruniversitärer Forschung und Unternehmen. Die Initiatoren erfolgreicher Unternehmensgründungen aus unseren Wissenschaftseinrichtungen heraus sollen daher künftig in alle Existenzgründungsinitiativen der Stadt Magdeburg eingebunden werden.

Der Anteil der Hochschulabsolventen an der Gesamtbevölkerung ist auch in Magdeburg zu niedrig, es droht ein massiver Akademikermangel. Magdeburg muss sich daher mehr als bisher als Hochschulstandort wahrnehmen und stärker auf die Bedürfnisse von Studierenden und Lehrkräften ausrichten, damit wir durch Zuzug junger, hoch qualifizierter Menschen aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland unsere Studierendenzahlen halten können. Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen durch praxisnahe Begegnungen unter dem Motto „Schule trifft Wissenschaft" sowie die Weiterentwicklung der Angebote "Nacht der Wissenschaft" und "Kinderuni" sollen studierwillige Gymnasiasten bzw. Abiturienten an die Landeshauptstadt Magdeburg binden.

Magdeburg soll sich erneut am Wettbewerb "Stadt der Wissenschaft" beteiligen. Eine projektbezogene Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung soll mit allen relevanten Akteuren die Chancen Magdeburgs im nationalen und internationalen Wettbewerb herausarbeiten, die Defizite analysieren und Schritt für Schritt an ihrer Beseitigung arbeiten.